Masernfallzahlen: Wie man statistisch trickst

26.11.2014

Die Masernerkrankung ist meldepflichtig, wie die meisten impfpräventablen Krankheiten.

"Nach § 6 Abs. 1 Nr. 1 Buchst. h IfSG ist der Krankheitsverdacht, die Erkrankung sowie der Tod an Masern namentlich an das zuständige Gesundheitsamt zu melden. Gemäß § 7 Abs. 1 Nr. 30 IfSG besteht für Leiter von Untersuchungsstellen eine Meldepflicht für den direkten oder indirekten Nachweis einer akuten Masernvirus-Infektion." (I)

Seit März 2013 sind auch Mumps, Keuchhusten, Röteln und Windpocken meldepflichtig. Schließlich muss man dem Impfverhalten irgendwie statistisch entgegenwirken, wenn die Impfung versagt.

Wie das geht?

Wir zeigen Ihnen dies anhand der Falldefinition des Robert-Koch-Instituts (II) und Sie werden Augen machen, was hier zum Vorschein kommt.

Lesen Sie sich bitte die Informationen genau durch.

Wir versuchen Ihnen so einfach wie möglich zu erklären, was bei der Erhebung jener Statistik falsch läuft und wie hier bewusst inkorrekte Zahlen impliziert werden sollen!

*Das klinische Bild von Masern laut Robert-Koch-Institut:

1. ein mehr als drei Tage anhaltender, generalisierter Ausschlag (makulopapulös) -->Exanthem

UND

2. Fieber

UND

3. mindestens eines der vier folgenden Kriterien

- Husten ODER Katarrh (wässriger Schnupfen) ODER Kopliksche Flecken (im Mund) ODER Rötung der Bindehaut

Zusammengefasst:

Das Exanthem (Ausschlag) und das Fieber müssen stets gegeben sein. Und dazu mindestens ein Kriterium von 3.
Dann hat man Masern laut Robert-Koch-Institut!

*Labordiagnostischer Nachweis:

Es gibt 5 Methoden und aus mindestens einer dieser Methoden muss ein positiver Befund resultieren.
(direkter Erregernachweis nur in Zellen des Nasen-Rachen-Raums, Zahntaschenflüssigkeit, Konjunktiven, Urin oder Blut)

UND NUN FOLGT DAS SPEKTAKEL!

Wann wird ein Masernfall an das Robert-Koch-Institut übermittelt und fließt somit in die Statistik ein?

1. Klinisches Bild der Masern, ohne labordiagnostischen Nachweis und ohne epidemiologische Bestätigung.

Beispiel:

Ein Kind hat Fieber, das typische Exanthem und z.B. Rötung der Bindehaut. Im weiteren Umfeld gibt es keine weiteren Fälle.

2. Klinisches Bild der Masern, ohne labordiagnostischen Nachweis, aber mit epidemiologischer Bestätigung.
Epidemiologischer Zusammenhang = mit einer labordiagnostisch nachgewiesenen Infektion beim Menschen durch
- Mensch-zu-Mensch-Übertragung

Beispiel:

Ein Kind hat Fieber, das typische Exanthem und z.B. kopliksche Flecken. Im Kindergarten, welchen das Kind besucht, sind mehrere Kinder betroffen.
(es sei noch einmal betont: ohne labordiagnostischen Nachweis)

3. Klinisches Bild der Masern UND labordiagnostischer Nachweis.

Beispiel:

Ein Kind hat Fieber, das typische Exanthem und z.B. Husten sowie einen positiven labordiagnostischen Nachweis.

Nun kommen wir zu Fällen, die NICHT in die Statistik "Aktuelle Statistik meldepflichtiger Infektionskrankheiten" eingehen.

1. Labordiagnostisch nachgewiesene Infektion bei nicht erfülltem klinischen Bild (Labordiagnostischer Nachweis bei bekanntem klinischen Bild, das die Kriterien für Masern nicht erfüllt. Hierunter fallen auch asymptomatische Infektionen.)

Beispiele:

Ein Kind hat einen POSITIVEN labordiagnostischen Nachweis und z.B. Fieber und das Exanthem. (laut RKI ist das klinische Bild nicht komplett erfüllt)

Ein Kind hat einen POSITIVEN labordiagnostischen Nachweis
und z.B. Fieber und Husten. (laut RKI ist das klinische Bild nicht komplett erfüllt)

Ein Erwachsener hat einen POSITIVEN labordiagnostischen Nachweis
und z.B. Husten und Rötung der Bindehaut (laut RKI ist das klinische Bild nicht komplett erfüllt)

Unzählige Beispiele sind hier also möglich!

Nun äußert das Robert-Koch-Institut noch dies:

" Abgeschwächte Infektionsverläufe („mitigierte Masern“) werden bei Menschen beobachtet, bei denen infolge mütterlicher oder transfundierter Antikörper (Neugeborene oder nach Antikörpersubstitution) oder einer nicht vollständig ausgebildeten Impfimmunität die Virusreplikation beeinträchtigt bzw. gestört ist und eine reduzierte Virämie vorliegt. Das Exanthem ist in diesen Fällen nicht voll ausgebildet, so dass eine klinische Diagnose erschwert ist; mit Ansteckungsfähigkeit muss jedoch gerechnet werden.
Bei Immunsupprimierten oder bei zellulären Immundefekten verläuft die Maserninfektion zwar nach außen hin schwach – das Masernexanthem tritt nicht oder nur atypisch in Erscheinung (...)"

Diese Fälle erscheinen ebenfalls NICHT in der Statistik!

Österreichische Gesellschaft für Antimikrobielle Chemotherapie:(III)

Masern beim Erwachsenen:

"hohes Risiko für bakterielle Komplikationen wie Pneumonie, Otitis media und Sinusitis. Respiratorisches Versagen häufig bei Schwangeren und Immunsupprimierten, in 40 % der Fälle kein Exanthem."

Diese Fälle OHNE Exanthem erscheinen ebenfalls NICHT in der Statistik!

2. Labordiagnostisch nachgewiesene Infektion bei unbekanntem klinischen Bild (Labordiagnostischer Nachweis bei fehlenden Angaben zum klinischen Bild (nicht ermittelbar oder nicht erhoben).

Beispiel:

Ein Kind HATTE Masern jedoch wurde kein Arzt konsultiert. Einige Zeit später folgt doch ein Gang zum Arzt.
Ein POSITIVER labordiagnostischer Nachweis ist gegeben, jedoch wurde von einem Arzt kein klinisches Bild erhoben, da anfänglich der Arzt nicht aufgesucht wurde.

Schauen wir uns doch mal "IMPFMASERN" an:

Robert-Koch-Institut:(IV)

"Etwa 5–15% der Impflinge zeigen besonders nach der ersten Impfung die sogenannten „Impfmasern“ mit mäßigem Fieber, flüchtigem Exanthem und respiratorischen Symptomen, meist in der zweiten Woche nach der Impfung. Hierbei handelt es sich aber um eine milde, selbstlimitierende Symptomatik, die nicht ansteckend ist."

Wie oft werden nun von der "richtigen" Masernerkrankung IMPFMASERN diagnostiziert? Vor allem wenn ein zeitlicher Zusammenhang gegeben ist.
Wenn ein Kind etwa 1-2 Wochen nach der Impfung Fieber, das Exanthem und Husten bekommt, wie wird wohl die medizinische Diagnose sein?

Impfmasern (die mit hoher Wahrscheinlichkeit bevorzugt innerhalb eines gewissen Zeitraums nach der Impfung diagnostiziert werden) erscheinen natürlich auch NICHT in der Statistik "Aktuelle Statistik meldepflichtiger Infektionskrankheiten"!

Dr. Steffen Rabe von www.impf-info. de zum Thema Impfmasern: (V)

"Im Anschluss an eine Masernimpfung kann im Einzelfall das verimpfte Virus im Rachenabstrich des Impflings nachgewiesen werden – geimpfte Kinder können dieses Impfvirus also offenbar weiterverbreiten, wobei das nach der Impfung häufig auftretende Fieber („Impfmasern“) Hinweis auf eine stattfindende Virusvermehrung im Körper ist (Morfin 2002)."

Lesen Sie bitte die Falldefinitionen des RKI in den angegebenen Quellen.

Wir hoffen, dass wir Ihnen "vereinfacht" darstellen konnten, dass die Statistiken nicht der Realität entsprechen und das trotz positiven labordiagnostischen Nachweisen und der Problematik des Exanthems!

Wieviele Masernerkrankungen gibt es also tatsächlich?

Euer AGI-Team!


Quellen:

(I)
http://www.gesundheitsamt.de/alle/seuche/infekt/viru/masern/rg/11.htm

(II)
http://edoc.rki.de/documents/rki_ab/resqbo8cCmdrg/PDF/22yDAlgk34pw.pdf

(III)
http://www.infektionsnetz.at/InfektionenMasern.phtml

(IV)
http://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Masern.html

(V)
http://www.impf-info.de/index.php?option=com_content&view=article&id=117%3Amasern-die-impfung-nebenwirkungen&catid=49%3Aimpfungenmasern&Itemid=297

Foto: www.pixabay.de

vorheriger Artikel


Mythos Masernparty

Kron-AGI in den Social Media

Wir unterstützen die folgenden Initiativen