Das Geschäft mit dem nasalen Impfspray gegen Grippe
Die amerikanische Impfkommission (ACIP) hat die Empfehlung zum Gebrauch des nasalen Impfsprays gegen Influenza für die Saison 2016/17 aufgehoben, da Ergebnisse neuerer Untersuchungen sehr entmutigend waren. Der Grippe-Lebendimpfstoffs LAIV (Lebend-Attenuierte Influenza Vakzine) leistete nicht mehr als nur eine knappe drei prozentige „Schutz“-Wirkung bei Kindern und Jugendlichen, dass selbst die CDC daher ausdrücklich vom Gebrauch des Impfstoffes abrät. [1]
Hingegen findet in Westeuropa die Nasenspray-Impfung gegen Grippe große Anwendung. Die sächsische Impfkommission, die meist etwas abweichend zur gesamtdeutschen ständigen Impfkommission (STIKO) ihre Impfempfehlungen ausspricht, empfiehlt die Impfung gegen Grippe bei aller Kindern ohne Einschränkungen zu diesem Impfspray, obwohl sich in den vergangenen Jahren durch vergleichende Berechnung gezeigt hatte, dass die Impfstoffeffektivität des Impfsprays deutlich schlechter ausfiel, als bei den herkömmlichen (gespritzten) Tot-Impfstoffen.
Lesen wir die aktuelle Stellungnahme des Robert-Koch-Institutes (RKI) im Epidemiologisches Bulletin Nr. 39 vom 22.9.2016, erfahren wir, das „Kinder und Jugendliche im Alter von 6 Monaten bis 17 Jahren, die infolge eines Grundleidens eine erhöhte gesundheitliche Gefährdung durch eine Influenzavirus-Infektion aufweisen, ….wie Erwachsene jeweils im Herbst gegen saisonale Influenza geimpft werden [sollen]. Die STIKO empfiehlt, in der kommenden Saison 2016/2017 für die Altersgruppe von 2 – 17 Jahren entweder den nasalen Lebendimpfstoff (live attenuated influenza vaccine, LAIV) oder einen inaktivierten Impfstoff (inactivated influenza vaccine) zu verwenden. Die präferentielle Empfehlung für die Verwendung von LAIV in der Altersgruppe 2 – 6 Jahre wird für die kommende Saison ausgesetzt“. [2] Im Vorjahr hingegen war dieser Nasenspray-Lebendimpfstoff noch für Gesamtdeutschland bis zum Herbst 2016 von der STIKO für Kinder im Alter von 2 bis einschließlich 6 Jahren in definierten Risikogruppen (mit höherer Gesundheitsgefährdung) ausdrücklich empfohlen worden. [3]
Neuere Untersuchungen ergaben, dass die Effektivität von LAIV sogar bei minus 21 % lag, d.h., dass ein Risiko an Grippe zu erkranken unter den Geimpften höher lag, als wenn man keine Impfung machte. [4] Dennoch hält die STIKO an ihrer Empfehlung für Kinder fest.
Die Aufhebung der Impfempfehlung mit LAIV durch die amerikanische Impfkommission kommt jedoch leider zu spät, denn das amerikanische Vaccines for Children Program hatte bereits 14 Millionen Impfdosen bestellt. [5]
Dieser Impfstoff war also nichts weiter als wieder nur ein brilliantes Geschäft für die Hersteller, einen Nutzen für die Volksgesundheit hat es nie gegeben. Eher das Gegenteil scheint der Fall. Und ähnlich wie die seinerzeit nicht verwendeten Schweinegrippen-Impfstoffe müssen auch die LAIV Impfstoffe teuer entsorgt werden. [6]
Auf der Seite der Ärzte für individuelle Impfentscheidung werden hinter der deutschen Impfempfehlung von LAIV deutliche Interessenskonflikte aufgezeigt: „Nicht uninteressant in diesem Zusammenhang könnte sein, dass die europäische Fertigung der intranasalen Grippeimpfstoffe des Herstellers GSK in Dresden stattfindet (GSK 2015) und zahlreiche STIKO-Mitglieder - auch solche der Arbeitsgruppe Influenza mit "Expertenstatus" - bis in die jüngere Vergangenheit noch Beraterverträge mit Grippe-Impfstoffherstellern wie GSK und SPMSD hatten (z.B. Prof. Dr. Fred Zepp, STIKO 2016).“ [7]
Also ein gutes Geschäft für alle Beteiligten.
Literatur
1. http://www.cdc.gov/media/releases/2016/s0622-laiv-flu.html
3. http://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2015/Ausgaben/34_15.pdf?__blob=publicationFile
5. http://www.cdc.gov/media/releases/2016/s0622-laiv-flu.html
6. http://www.eurosurveillance.org/ViewArticle.aspx?ArticleId=22591
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