Wissenschaftlichkeit und Studienqualität im Impfgeschäft, Teil 2

20.12.2014

Vor einigen Tagen berichteten wir über einen Kommentar von Marc Girard auf Pubmed. Nun gibt es einen aktuellen, weiteren Kommentar [1] des französischen Pharmaexperten, diesmal zur "Impfkampagne gegen die saisonale Grippe", den wir Ihnen nicht vorenthalten möchten.
Bitte bedenken Sie dabei, dass in diesem Jahr nicht einmal die US-amerikanische Seuchenbehörde, der CDC, an eine Wirksamkeit der Influenzaimpfung ("Flu-shot") zu glauben scheint [2].

Eine Zeitschrift, die sich der Gesundheit widmet, fragt nach meiner Meinung zur Impfkampagne gegen die saisonale Influenza, die derzeit im Gang ist. Ich gebe sie im folgenden Text wieder:
Die Frage steht im Zusammenhang mit der mehr als besorgniserregenden Tatsache dass der Staat seine ganze Autorität, seine Finanzkraft und seine normative Gewalt in den Dienst der Lobbys stellt. Man muss sich nur den traurigen aber exemplarischen Präzedenzfall der Schweinegrippe (2009) ins Gedächtnis rufen – die dafür Verantwortlichen wurden und werden, das muss betont werden, nie dafür bestraft. So wie beim Schneeballsystem von Ponzi im Finanzbereich ist die Betrügerei bei der Grippeimpfung so plump, dass wir schnell zum Punkt kommen können.
Man kann nicht Gesundheitspolitik betreiben ohne ein Minimum an Daten zur Quantifizierung der gesundheitlichen Bedeutung der jeweiligen Krankheit und zur Definition von Indikatoren, mit denen die Vor- und Nachteile der beabsichtigten Politik beurteilt werden. Für die Grippe und viele andere Krankheiten haben wir in unserem Land überhaupt keine verlässlichen Zahlen, und jeder versteht sofort, warum: Es ist nicht üblich, serologische Tests durchzuführen, wenn bei einem mehr oder weniger fieberhaften Luftwegsinfekt die Diagnose "Grippe" gestellt wird, egal ob korrekt oder falsch.
Aus Gründen, über die ich bereits mehrmals ausführlich geschrieben habe, stehen Impfstoffe "außerhalb der Norm" (Corneille), wenn es um ihre Bewertung geht. Wie die jüngste Stellungnahme des Rates für öffentliche Gesundheit in Frankreich zeigt, wird die Wirksamkeit von Impfstoffen wie ein Glaubensartikel gehandelt, während es selbstverständlich zu sein scheint, dass sie keine Schäden hervorrufen. Jeder hat schon einmal die Erfahrung gemacht, wie verkrampft Ärzte reagieren, wenn man ihnen mitteilt, dass man die letzte Impfung eher schlecht vertragen hat (und ich spreche noch nicht einmal von Rechtsexperten – da hab ich das Opfer oder seine Eltern in Tränen ausbrechen sehen).
Ungeachtet dieser hartnäckigen Weigerung zur Evaluation wurden nur wenige Impfstoffe so viel (und ich sage nicht: so gut) untersucht wie die zur Prophylaxe der Influenza, vor allem von der Cochrane-Stiftung, deren genuine Aufgabe es ist, die vorhandenen Studien zusammenfassend zu beurteilen. Ohne in die Details einer scheinbar nuancierten Rhetorik zu gehen, für deren Beurteilung es ein Minimum an Erfahrung in der klinischen Forschung bedarf, hier das Wichtigste in wenigen Worten: Die Studien (die in der Regel von den Impfherstellern gesponsert sind) sind hoffnungslos schlecht, es gibt es keinen überzeugenden Wirksamkeitsnachweis, und die Frage der Verträglichkeit wird grob vernachlässigt, obwohl die vorhandenen Fallberichte belegen, dass sich schwere und sogar tödliche Nebenwirkungen ereignen können (erst vorgestern gestand mir eine Kollegin aus der Pharmaindustrie, eine medizinische Angestellte, ihre noch nicht bewältigten Schuldgefühle, weil sie ihre betagte Mutter zur Influenzaimpfung schickte und erleben musste, wie sie innerhalb weniger Tage danach starb).
Es gibt einleuchtende theoretische Gründe, warum eine Krankheit wie die Influenza kaum auf eine Impfung reagiert: Wie jeder weiß, pflegt das Virus ständig zu mutieren, und weniger als 10 % der Krankheitsbilder, die voreilig als "Influenza" eingeordnet werden (man sollte besser sagen: grippaler Infekt), sind tatsächlich von dem Virus verursacht, gegen das die Impfung gerichtet ist. Das heißt, für mehr als 90% der Kranken hat die Impfung keine Bedeutung - und ich spreche noch gar nicht von den Gesunden...Während die klinische Forschung bis vor kurzem noch davor zurückschreckte, „geschützte Arten" (Schwangere, Säuglinge und Kinder, ältere Menschen, Personen mit schweren Begleiterkrankungen) einzubeziehen, ist das Pendel anscheinend vollständig zurückgeschwungen, und die Impfung wird als umso dringender dargestellt, je anfälliger eine Person ist - auch auf die Gefahr hin, dass ein älterer Mensch am nächsten Tag stirbt oder das ein Asthmatiker die Nacht am Sauerstoffgerät verbringt.
Noch bis vor 15 Jahren war die Ausrufung einer Grippe-Attacke eine absolute Banalität und war begleitet von der Empfehlung zur bewährten Dreifachtherapie Bett + Grog + Aspirin (wenigstens bei Unwirksamkeit nicht schädlich - ich höre allerdings schon die selbsternannten "Experten" des Internet, die mir erklären wollen, dass Aspirin Nebenwirkungen haben kann. Mea culpa ...). Heute dagegen heute erleben in einem solchen Fall eine regelrechtes Drama im öffentlichen Gesundheitswesen - und wir haben gesehen, wie kleine Mädchen mit laufender Nase von Rettungsfahrzeugen mit heulender Sirene abtransportiert werden, begleitet von Notarzt und Polizeieskorte. Erfahrungsgemäß muss man nach den großen schmutzigen Händen von Big Pharma suchen, wenn sich die kollektive Wahrnehmung einer Krankheit so dramatisch ändert. Wie der gute docteurdu16 zu Recht anmerkt, hat es die Kommunikation der Hersteller geschafft, die Sache auf den Kopf zu stellen: Statt Belege für die Impfstoffsicherheit zu bringen, bevor der Impfstoff zugelassen wir (und erst recht bevor er erstattet wird), werden jetzt die Skeptiker aufgefordert, zu beweisen, dass der Impfstoff NICHT wirkt oder dass er schlecht vertragen wird. Wenn dann die Skeptiker, ob Profis oder Laien, nachweisen, dass kein ernsthafter Beleg für die Wirksamkeit oder Sicherheit erbracht worden ist (das tue ich hiermit), haben sie im Unterschied zu den Herstellern keine Möglichkeit einer experimentellen Gegen-Evaluation und, was noch wichtiger ist, kein Return on Investment für ihre Bemühungen zu erwarten (außer der Einsparung öffentlicher Gelder). Es ist eine der großen Perversionen unserer Zeit (auch über die Welt des Pharmabereichs hinaus), dass die Verbraucher Belege für die Unzulänglichkeit eines Produkts erbringen müssen, das auf den Markt kommt, anstatt dass die Feststellung genügt, der Hersteller habe keine ernsthaften Beweise für den Wert oder die Sicherheit seines Produktes erbracht.
Außer den iatrogenen Kosten (denken wir an die Dutzenden Fälle von impfbedingter Narkolepsie, die stillschweigend entschädigt wurden, allerdings durch Heranziehung der Steuerzahler) kommt es durch einen solchen epidemiologischen Betrug – der jedes Jahr trotz zunehmender Gegenbeweise wiederholt wird – zu einer beträchtlichen Verschwendung öffentlicher Mittel in einer Zeit, wo ehrenhafte Arbeitnehmer, die ihr ganzes Leben lang in die Sozialkasse einbezahlt haben, gezwungen sind, auf grundlegende Leistungen zu verzichten (Zahnarzt, Brillengläser ...).
Um dieses skandalöse Paradox zu verstehen muss man auf die berühmte Frage der Interessenkonflikte zurückkommen – von denen jeder eigentlich meint, dass sie durch die unerbittliche Scharfsicht von Whistleblowern wie Xavier Bertrand, Bernard Debré, Gérard Bapt oder Irene Frachon ausgerottet wurden. Alle? Nein! Denn ein von unbeugsamen Schurken bewohntes Dorf widersteht immer noch und genießt weiterhin die Milde des Gesetzgebers: Das Dorf der "Experten", die den Gesetzgeber inspirieren.
(Übersetzung: Dr. Martin Hirte, Kinderarzt)

[1] http://www.rolandsimion.fr/spip.php?article325 (11. Dezember 2014)
[2] http://www.rp-online.de/leben/gesundheit/news/grippe-droht-den-usa-eine-epidemie-aid-1.4726894
Foto: www.pixabay.com Lizenz: CC0 Public Domain

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