Wissenschaftlichkeit und Studienqualität im Impfgeschäft
Immer wieder sehen sich Impfkritiker mit dem Vorwurf konfrontiert, ihre Haltung sei „unwissenschaftlich“, ihre Annahmen beruhten auf falschen Dogmen und seien im Grunde pauschal haltlos. Diese, wie wir zeigen werden, nicht nur undifferenzierten, sondern auch ignoranten Aussagen gipfeln sicherlich in einer Behauptung der Psychologin Dr. Cornelia Betsch: „Unter Impfkritik werden alle Äußerungen verstanden, die nach aktuellem wissenschaftlichem Stand falsch sind oder einen ideologischen Hintergrund haben und die verwendet werden, um gegen Impfungen zu argumentieren. […]“ [1], was an Arroganz und Betriebsblindheit, noch dazu von einer fachfremden Wissenschaftlerin, kaum zu überbieten sein dürfte.
Was aber haben Impfbefürworter, vor allem aber die Gesundheitsbehörden und die Hersteller der Impfstoffe an wissenschaftlichem Gehalt dagegen zu bieten?
Natürlich ist es nicht möglich zu „beweisen“, dass Impfstoffe allein Krankheiten zurückgedrängt oder sogar ganz zum Verschwinden gebracht haben. Ohne Frage spielen klassische Erkrankungen mit infektiöser Ursache in den industrialisierten Ländern messbar eine inzwischen relativ untergeordnete Rolle, wenn man die Fallzahlen im Vergleich betrachtet. Ausnahme: Nosokomiale, sog. „Krankenhausinfektionen“ aufgrund von Antibiotika-Resistenzen scheinen ein immer größeres Problem zu werden (hier herrscht ein breiter Konsens darüber, dass die überbordende Anwendung von Antibiotika in der Humanmedizin und in der Tiermast ursächlich ist). Ansonsten stehen Herz-Kreislauf-Erkrankungen, steigende Krebszahlen und eine schier unüberschaubare Reihe an Autoimmunerkrankungen deutlich im Vordergrund.
Zunächst sollte auch dem medizinischen Laien auffallen, dass der Rückgang nicht nur die impfpräventablen Infektionskrankheiten betrifft, sondern z.B. auch Scharlach. Zu gerne werden aber Korrelation von sinkenden Erkrankungszahlen und Einführungen von entsprechenden Impfprogrammen als allein kausal erklärt, obwohl dies lediglich mit statistischen (epidemiologischen) Mitteln dargestellt wird und sämtliche andere Faktoren dabei schlicht ausgeblendet werden.
Für die Zulassung von Impfstoffen genügen i.d.R. der Nachweis einer Erhöhung von Antikörperspiegeln (über Titermessungen) und die Beobachtung von Nebenwirkungen über einen gewissen Zeitraum. Wie viele Studien die Hersteller dabei anfertigen bzw. outsourcen, und wie viele davon wegen „ungünstigen“ Ergebnissen in Schubladen verschwinden, ist vollkommen ungeklärt. Eine Transparenz hierüber fordern Impfkritiker seit langem erfolglos.
Wenn sich unabhängige Forscher wie z.B. die der Cochrane Coll. einen Überblick verschaffen wollen und die Studien in Reviews und Metaanalysen bewerten, müssen sie regelmäßig feststellen, wie mangelhaft und ohne valide Aussage deren überwiegender Teil ist. Noch erbärmlicher sieht es offenbar bei der Evaluation von Risiken infolge von Impfungen aus, die Zeiträume der Beobachtungen sind meist so knapp bemessen, dass sich viele Nebenwirkungen erst nach der Zulassung zeigen, die Impflinge sind hier also selbst die Versuchskaninchen.
„[…] THAT THERE IS SOMETHING ROTTEN IN THE KINGDOM OF IMMUNIZATION…“ [2]
Was also bleibt (nicht nur im Impfgeschäft) übrig von einem Wissenschaftsbegriff, wie ihn einst Humboldt prägte? Eine Wissenschaft in Einheit von Forschung und Lehre, die sich nicht der Politik beugt, sondern umgekehrt der Politik einen Rahmen vorgibt. Wobei man dies heute mit einer Verschmelzung von Politik, Wirtschaft, Wirtschaftslobbyismus und Medien übersetzen müsste.
Was bleibt übrig von der Idee, dass die Wissenschaft stets den gesamten Diskurs umfasst?
Was bleibt übrig in den Medien, i.S.d. Pressekodex [3]?
In diesem Zusammenhang möchten wir mit Ihnen gerne den Kommentar des renommierten französischen Pharmaexperten Marc Girard PhD [2] teilen, der beispielhaft die Schwächen und Ungereimtheiten in der Impfstoffforschung aufzeigt. Er kritisiert damit einen Artikel der amerikanischen Gesundheitsbehörden „Safety of Vaccines Used for Routine Immunization of US Children: A Systematic Review“, der diesen Sommer in „Pediatrics“ [4] erschien:
„Der Bericht illustriert - ebenso wie der vorhergehenden IOM-Bericht (Institute of Medicine), den er aktualisieren soll - die Diskrepanz zwischen Anspruch und Aussage, dass das Problem der Impfstoffsicherheit immer noch Anlass zu ernster Besorgnis für alle geben muss, die im Bereich der Arzneimittelsicherheit und Pharmakoepidemiologie über ein Minimum an Expertise verfügen.
Beginnen wir mit der methodologischer Konsistenz [„Methodologie“: Wissenschaftstheoretische Betrachtung eines Forschungsansatzes]: Man fragt sich, warum das Analyseprogramm „McHarm“, das die Autoren zur Beurteilung der Qualität der überprüften Studien verwenden, bisher in keiner Zeitschrift mit Peer-Review-Verfahren veröffentlicht wurde (der von den Autoren angegebene Internetlink ist nicht zugänglich), während andererseits bei der Auswertung nur Studien berücksichtigt werden, die bereits veröffentlicht sind (Cochrane Reviews berücksichtigen soweit wie möglich auch unveröffentlichte Studien).
Die Widersprüchlichkeit beim Verweis auf Quellen führt in dem Review zu zahlreichen Verzerrungen, denen man auch anderswo begegnet, die aber im Bereich der Impfforschung ein beispielloses Ausmaß erreichen. So wurde etwa die Studie von Ascherio et al., die der Hepatitis B-Impfung eine fehlende Neurotoxizität [Giftigkeit für das Nervensystem] attestiert, mit Triumph im „New England Journal of Medicine“ (2001, 344: 327-32) veröffentlicht - trotz der besorgniserregenden Verzerrungen, die ich in einer gesonderten Veröffentlichung beschrieben habe - mit einem begleitenden Editorial, das die Studie als Meilenstein feierte. Im Gegensatz dazu wurde eine jüngere Studie zum gleichen Thema von Hernan et al. trotz des professionellen Rufs der Autoren und der besonders hohen Qualität der Arbeit zunächst vom „NEJM“, dann auch von „The Lancet“ und vom BMJ (persönliche Mitteilung) abgelehnt, bevor sie dann in „Neurology“ (2004, 64: 838-42) veröffentlicht wurde - begleitet von einem Editorial, in dem behauptet wird, dass sich hinsichtlich der Sicherheit dieses Impfstoffs nichts Wesentliches geändert hätte. In Wirklichkeit ist Hernan ein Co-Autor von beiden Studien.
Ein weiteres Beispiel für parteiische Beurteilung geht aus dem Papier von Maglione et al. selbst hervor: Es bleibt unklar, warum die Studie von Gallagher und Goodman (die einen Zusammenhang zwischen der Hepatitis B-Impfung und Autismus vermutet) ein "hohes Verzerrungspotenzial und niedrige Qualität" aufweisen soll, während eine angeblich "schützende Wirkung [von einigen Impfstoffen] gegen akute lymphoblastische Leukämie" nicht mit dem geringsten Zweifel bedacht wird.
Es ließen sich hier Dutzende weitere Beispiele für publication-bias [statistische Verzerrung der Datenlage durch Publizieren „positiver“ Daten in Fachzeitschriften] anführen. Jeder, der im Impfbereich tätig ist, hat die Erfahrung gemacht, dass sich positive Ergebnisse oder begeisterte Reviews wesentlich leichter veröffentlichen lassen als negative Untersuchungen oder kritische Kommentare. Letztendlich wird (und das haben schon zahlreiche angesehene Autoren betont) ein Großteil der Impfstudien von den Herstellern selbst oder von den Regierungsbehörden durchgeführt, die für die Impfempfehlungen verantwortlich sind - eine Situation, die Interessenkonflikte ganz eindeutig maximiert.
Wenn man sich nun die experimentellen Designs der im Review berücksichtigten Impfstudien ansieht, ergibt sich folgende Liste von methodischen Mängeln bei der Einschätzung der Impfstoffsicherheit (und man müsste sie noch verlängern, würde man auch noch den Bereich der Impfwirksamkeit hinzunehmen):
- Bei der Impfstoffentwicklung ist die Verwendung falscher Placebos (d.h. nicht frei von pharmakologischen Wirkungen: Adjuvantien, andere Impfstoffe) in der Vergleichsgruppe eine geläufige Praxis.
- Im Vergleich zur angenommenen Dauer der erwünschten immunologischen Effekte von untersuchten Impfstoffen ist die Laufzeit der Sicherheitsstudien, die das Potential für verzögert einsetzende immunologische Risiken einschätzen sollen, oft lächerlich kurz.
- Interaktionsstudien, die bei jedem neuen pharmakologischen Kombi-Präparat unumgänglicher Standard sind, sind bei Impfstoffen schwach, selten oder gar nicht existent, obwohl die meisten Impfstoffe heute in Kombination verabreicht werden.
- Auch die Dosis-Wirkungs-Studien sind in der Regel mangelhaft, was eindrucksvolle Änderungen der Booster-Empfehlungen zur Folge hat, sobald der Impfstoff erst einmal auf dem Markt ist - unvorstellbar bei jedem anderen Medikament.
Was Sicherheitsfragen betrifft, so finden die Forscher der Cochrane Coll. (z.B. in ihren Bewertungen der Grippe-Impfstoffe) häufig eklatante Schwächen in den vorhandenen Studien, die sich offenbar außerhalb der Reichweite des McHarm-Tools befinden. Maglione et al. dagegen äußern wiederholt Vorbehalte gegenüber die "Stärke an Beweiskraft“ für mögliche Sicherheitsprobleme, aber keinerlei Zweifel an der Beweiskraft der berücksichtigten Studien, Beweise für Impfnebenwirkungen effektiv zu erfassen.
Die Autoren sind offensichtlich auch nicht von der starken Tendenz von Impfstudien (Pre- oder Post-marketing) beeindruckt, Nebenwirkungen zu unterschätzen: Die Erfahrung zeigt, dass Ärzte sich auf beunruhigende Weise der Tatsache verschließen, dass Impfstoffe Nebenwirkungen haben können. Sie haben unbestreitbar die Neigung, Verdachtsäußerungen von Patienten beiseite zu schieben und zögern nicht, sie angesichts unerklärlicher Krankheiten damit zu beruhigen, dass "die Impfungen auf dem neusten wissenschaftlichen Stand„ sind, ohne ins Kalkül zu ziehen, dass eben diese Impfungen die betreffende Krankheit getriggert haben könnten.
Ein weiteres Beispiel für eine solche Verzerrung: Die Daten aus dem Meldesystem VAERS werden nicht hinterfragt, wenn sie beruhigend sind, während sofort die Mängel des System betont werden, wenn die Daten ein Sicherheitsproblem vermuten lassen.
Maglione et al. schweigen leider auch zu zwei wichtigen Problemen bei der kontinuierlichen Ausweitung der Impfprogramme gegen triviale Krankheiten:- Das Risiko einer Autoimmunreaktion durch die Injektion von Fremdmaterial mag vielleicht für EINE Impfung gegen eine schwere Krankheit akzeptabel sein, doch es steigt arithmetisch, wenn die Zahl an Impfungen jede vernünftige Grenze überschreitet.
- Ausgedehnte Impfprogramme verändern stark die natürliche Ökologie einer Reihe von Infektionskrankheiten (z.B. Masern)
- eine Situation, deren Beurteilung viel zu komplex ist für das Grundinventar, mit dem überschaubarer Nebenwirkungen erfasst werden sollen
- schon dieses ist jedoch, wie weiter oben erwähnt, aus methodologischer Sicht äußerst mangelhaft. Es gibt keinen Grund für die Annahme, dass die Impfpromotoren bei komplexen Fragestellungen besser sind als bei trivialen.
Es ist leicht zu belegen, dass die nicht enden wollende Ausweitung von Impfprogrammen gegen alles und jedes auf der Dramatisierung von anekdotischen Geschichten beruht, die zwar manchmal tragisch, bezogen auf Gesamtgesellschaft aber sehr oder sogar außerordentlich selten sind. Die Erfahrung bei der Überwachung der Arzneimittelsicherheit zeigt, dass klinische Studien nicht in der Lage sind, Nebenwirkungen unterhalb einer Häufigkeit von 1-2 % mit einem Minimum an Zuverlässigkeit zu ermitteln (die statistische Power der Postmarketing-Überwachung ist noch weit geringer). In einem Land wie den USA bedeutet diese Nachweisgrenze, dass etwa 4-8 Millionen Menschen jeder geimpften Altersgruppe einem iatrogenen [durch die Behandlung selbst verursacht] Risiko ausgesetzt werden könnten. Es ist klar, dass das Eingehen eines Risikos von einer solchen Größenordnung in keinem Verhältnis zu den potentiellen Vorteilen, der Verringerung der Morbidität [Krankheitshäufigkeit in Bezug auf eine bestimmte Bevölkerungsgruppe] trivialer Krankheiten steht (schon gar nicht, wenn man die natürliche Neigung der Impfstoffverstärker berücksichtigt, die Wirksamkeit von Impfungen zu überspitzen). Die hartnäckige Verschleierung dieses offensichtlichen rechnerischen Ungleichgewichts durch Ärzte oder Regierungsbehörden lässt vermuten, dass etwas faul ist im Reich der Impfungen.“
(Übersetzung: Dr. Martin Hirte)
[1] Bundesgesundheitsblatt 2013/56, Springer-Verlag Berlin Heidelberg
[2] http://www.ncbi.nlm.nih.gov/myncbi/marc.girard.1/comments/
[3] http://www.presserat.de/pressekodex/pressekodex/#panel-ziffer_14____medizinberichterstattung
[4] http://pediatrics.aappublications.org/content/134/2/325.long
Foto: www.pixabay.com Lizenz: CC0 Public Domain
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