Droht eine Impfpflicht?
10.02.2015
Alle Jahre wieder werden Masernausbrüche, wie aktuell in den USA und Berlin, hergenommen, um ein schreckliches Szenario einer schlimmen Epidemie zu zeichnen. Waren die Zahlen im vorherigen Jahr weniger hoch, eignet sich dies natürlich besonders gut dazu, einen sprunghaften Anstieg der Fälle zu behaupten, der so aber gar nicht existiert, wenn man die weiterhin absteigende Inzidenz über die Jahre beobachtet.
Die Schuldigen sind schnell gefunden: Eltern, die sich gegen eine Immunisierung durch die MMR-Impfung entschieden haben, oder wie es in den Medien kurz und pauschal genannt wird: „Impfgegner“ bzw. „anti-vaxxers“.
In den USA mit einer bestehenden Quasi-Impfpflicht ist diese Argumentationslinie ebenso beliebt, um ein klares Feindbild zu verbreiten und von den Widersprüchen, die sich zwangsläufig ergeben, abzulenken. Wie wenig sich dies mit aktuellen Forschungsergebnissen deckt, spielt dabei natürlich keine Rolle. (Wir berichteten kürzlich dazu: http://impformation.org/de/blog/kommentare/macht_das_masernvirus_jagd_auf_ungeimpfte/2015-01-27/43/)
Indexpatient eines Masernausbruchs in den USA war regulär geimpft
So konnten US-amerikanische Wissenschaftler beispielsweise belegen, dass der Indexpatient eines Masernausbruchs in New York 2011 wie empfohlen zweimal geimpft war und über eigentlich genügend Antikörper verfügt hätte. Folgerichtig empfehlen die Wissenschaftler dringend, mithilfe epidemiologischer und labortechnischer Daten weiter zu forschen und zwar unabhängig vom Impfstatus. Bis dato ging man per se davon aus, dass Geimpfte mit ausreichendem AK-Titer keine Masern übertragen können. Das Argument, eine gute Durchimpfungsrate schütze die Allgemeinheit, dürfte dadurch stark an Gültigkeit einbüßen.
http://cid.oxfordjournals.org/content/58/9/1205
Aber kommen wir zurück nach Deutschland. Für eine Impfpflicht macht sich immer wieder der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e.V. (BVKJ) stark, v.a. dessen Präsident Dr. Wolfram Hartmann. In einem Interview mit der Illustrierten „Stern“ sagt er: „Die Politik appelliert immer an das Verantwortungsgefühl der Eltern. Das reicht nicht. Wir brauchen eine Impfpflicht!“
http://www.stern.de/gesundheit/kinderkrankheiten/aktuelles/warum-impfgegner-verantwortunglos-sind-2171651.html
Natürlich dürfen die üblichen, aber völlig haltlosen Hinweise auf „Masernpartys“ und die „nachgewiesen sichere und wirkungsvolle Impfung“ nicht fehlen. Auf welche Nachweise sich Herr Dr. Hartmann dabei bezieht, bleibt im Dunklen, obwohl er andererseits „Quellen, vor allem im Internet, die die wissenschaftlichen Fakten verdrehen und damit Angst schüren“ rügt. Uns liegen jedenfalls stichhaltige und gegenteilige Informationen vor.
http://impformation.org/de/blog/impfstoffe/studienanalyse_zur_mmr_impfung_ungeeignet/2015-01-11/36/
Eine Impfpflicht ist jedoch rein rechtlich, als Eingriff in die körperliche Unversehrtheit (Grundgesetz Artikel 2) und i.S. einer Körperverletzung (StGB §223) ohne Einwilligung (StGB §228) gar nicht möglich. Dr. Hartmann behauptet allerdings, eine rechtliche Grundlage bestünde durch das Infektionsschutzgesetz IfSG §20 (6). Der Passus „wenn eine übertragbare Krankheit mit klinisch schweren Verlaufsformen auftritt und mit ihrer epidemischen Verbreitung zu rechnen ist“ ist jedoch nicht ohne Weiteres derart dehnbar, so dass von diesem Gesetz seit seinem Bestehen noch nicht Gebrauch gemacht wurde.
Wenn wir von einigen nicht repräsentativen Umfragen (eine Onlineumfrage der AOK dazu musste kürzlich wegen offensichtlicher Manipulation abgebrochen werden) und den üblichen Mietmäulern und Nachplapperern absehen, steht Herr Dr. Hartmann mit seiner Forderung jedoch ein wenig alleine da, auch, wenn ein Großteil der Presse jedes Jahr seine Aussagen wiederholt breittritt, als würde es sich bei ihm um eine Art gesundheitspolitische Höchstinstanz handeln.
Selbst das STIKO-Mitglied Prof. Fred Zepp hält eher weniger von einer Impfpflicht: „Die Einführung einer Impfpflicht würde aber auch bedeuten, dass uns vernünftige Argumente fehlen, um die Menschen von der Notwendigkeit der Impfung zu überzeugen.“
http://www.rhein-zeitung.de/startseite_artikel,-Kontra-Menschen-sollen-verstehen-nicht-verpflichtet-werden-_arid,1012368.html
Auch der Bundesverband der Amtsärzte spricht sich gegen einen Impfzwang aus: "Eine Impfpflicht wäre eher geeignet, kritische Kräfte und Impfgegner zu stärken und unentschiedene Eltern weiter zu verunsichern", so die Vorsitzende des Bundesverbandes der Ärztinnen und Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes (BVÖGD), Dr. med. Ute Teichert.
http://www.aerztezeitung.de/politik_gesellschaft/oegd/article/843129/masern-impfung-skeptische-amtsaerzte.html
Ebenso hält sich die Politik mit dem Thema „Impfpflicht“ ganz überwiegend zurück. Einzig der ehemalige Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr, vom Beruf her Bankkaufmann, also kein Mediziner, dem dieses Resort oftmals sichtbar Unbehagen bereitete, wagte sich etwas hervor. Wenig später entledigten sich die Bürger jedoch per Wahl von Bahrs gesamter Bundestagsfraktion, vermutlich noch aus ganz anderen Gründen.
http://www.faz.net/aktuell/politik/masern-bahr-will-impfpflicht-vermeiden-12288926.html
Was würde wohl passieren, wenn es tatsächlich einen solchen Vorstoß der Regierung geben würde? Würde sich vielleicht die Diskussion darüber derart ausweiten, dass die Impfbereitschaft in der Bevölkerung noch weiter abnehmen würde, wie es die zitierten Funktionäre oben hinter vorgehaltener Hand zugeben? Zumal dann sämtliche Argumente und Gegenargumente (unzureichende Effektivitäts- und Sicherheitsnachweise, Impfschäden und weitere Folgekomplikationen, grundsätzliche Fragen zum Sinn von Impfungen, Verbindung von Industrie/Politik/Medien/Gesundheitsbehörden, alternative Behandlungsmöglichkeiten, weitere prophylaktische Möglichkeiten) auf den Tisch kämen. Oder würde sich womöglich sogar herausstellen, dass viele Personen gar nicht „muffelig“ oder „impfmüde“, sondern tatsächlich impfskeptisch bis impfkritisch sind? Und dass weit mehr als die behaupteten 3-5% im deutschsprachigen Raum Impfungen grundsätzlich ablehnen?
Letztlich findet Dr. Wolfram Hartmann allerdings doch noch einen Verbündeten, nämlich die Deutsche Kinderhilfe e.V.. Auf ihrer Website fordert diese (neben vielen tatsächlich sinnvollen Dingen) „Die Einführung einer Impfpflicht als Ultima Ratio“. Allerdings wird auch unverblümt angegeben, wer der Sponsor der Kampagne ‚Prävention durch Impfung’ ist: Der Impfstoffhersteller Sanofi Pasteur MSD.
http://www.kindervertreter.de/de/projekte/gesundheitsvorsorge
Sollte möglicherweise auch Dr. Hartmann eine ähnliche Motivation für seine penetrant wiederholte Forderung nach einer Impfpflicht haben? … Aber nein: So etwas wollen wir hier gar nicht denken!
Foto: Screenshots aus der (Online-)Tagespresse
Alle Jahre wieder werden Masernausbrüche, wie aktuell in den USA und Berlin, hergenommen, um ein schreckliches Szenario einer schlimmen Epidemie zu zeichnen. Waren die Zahlen im vorherigen Jahr weniger hoch, eignet sich dies natürlich besonders gut dazu, einen sprunghaften Anstieg der Fälle zu behaupten, der so aber gar nicht existiert, wenn man die weiterhin absteigende Inzidenz über die Jahre beobachtet.
Die Schuldigen sind schnell gefunden: Eltern, die sich gegen eine Immunisierung durch die MMR-Impfung entschieden haben, oder wie es in den Medien kurz und pauschal genannt wird: „Impfgegner“ bzw. „anti-vaxxers“.
In den USA mit einer bestehenden Quasi-Impfpflicht ist diese Argumentationslinie ebenso beliebt, um ein klares Feindbild zu verbreiten und von den Widersprüchen, die sich zwangsläufig ergeben, abzulenken. Wie wenig sich dies mit aktuellen Forschungsergebnissen deckt, spielt dabei natürlich keine Rolle. (Wir berichteten kürzlich dazu: http://impformation.org/de/blog/kommentare/macht_das_masernvirus_jagd_auf_ungeimpfte/2015-01-27/43/)
Indexpatient eines Masernausbruchs in den USA war regulär geimpft
So konnten US-amerikanische Wissenschaftler beispielsweise belegen, dass der Indexpatient eines Masernausbruchs in New York 2011 wie empfohlen zweimal geimpft war und über eigentlich genügend Antikörper verfügt hätte. Folgerichtig empfehlen die Wissenschaftler dringend, mithilfe epidemiologischer und labortechnischer Daten weiter zu forschen und zwar unabhängig vom Impfstatus. Bis dato ging man per se davon aus, dass Geimpfte mit ausreichendem AK-Titer keine Masern übertragen können. Das Argument, eine gute Durchimpfungsrate schütze die Allgemeinheit, dürfte dadurch stark an Gültigkeit einbüßen.
http://cid.oxfordjournals.org/content/58/9/1205
Aber kommen wir zurück nach Deutschland. Für eine Impfpflicht macht sich immer wieder der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e.V. (BVKJ) stark, v.a. dessen Präsident Dr. Wolfram Hartmann. In einem Interview mit der Illustrierten „Stern“ sagt er: „Die Politik appelliert immer an das Verantwortungsgefühl der Eltern. Das reicht nicht. Wir brauchen eine Impfpflicht!“
http://www.stern.de/gesundheit/kinderkrankheiten/aktuelles/warum-impfgegner-verantwortunglos-sind-2171651.html
Natürlich dürfen die üblichen, aber völlig haltlosen Hinweise auf „Masernpartys“ und die „nachgewiesen sichere und wirkungsvolle Impfung“ nicht fehlen. Auf welche Nachweise sich Herr Dr. Hartmann dabei bezieht, bleibt im Dunklen, obwohl er andererseits „Quellen, vor allem im Internet, die die wissenschaftlichen Fakten verdrehen und damit Angst schüren“ rügt. Uns liegen jedenfalls stichhaltige und gegenteilige Informationen vor.
http://impformation.org/de/blog/impfstoffe/studienanalyse_zur_mmr_impfung_ungeeignet/2015-01-11/36/
Eine Impfpflicht ist jedoch rein rechtlich, als Eingriff in die körperliche Unversehrtheit (Grundgesetz Artikel 2) und i.S. einer Körperverletzung (StGB §223) ohne Einwilligung (StGB §228) gar nicht möglich. Dr. Hartmann behauptet allerdings, eine rechtliche Grundlage bestünde durch das Infektionsschutzgesetz IfSG §20 (6). Der Passus „wenn eine übertragbare Krankheit mit klinisch schweren Verlaufsformen auftritt und mit ihrer epidemischen Verbreitung zu rechnen ist“ ist jedoch nicht ohne Weiteres derart dehnbar, so dass von diesem Gesetz seit seinem Bestehen noch nicht Gebrauch gemacht wurde.
Wenn wir von einigen nicht repräsentativen Umfragen (eine Onlineumfrage der AOK dazu musste kürzlich wegen offensichtlicher Manipulation abgebrochen werden) und den üblichen Mietmäulern und Nachplapperern absehen, steht Herr Dr. Hartmann mit seiner Forderung jedoch ein wenig alleine da, auch, wenn ein Großteil der Presse jedes Jahr seine Aussagen wiederholt breittritt, als würde es sich bei ihm um eine Art gesundheitspolitische Höchstinstanz handeln.
Selbst das STIKO-Mitglied Prof. Fred Zepp hält eher weniger von einer Impfpflicht: „Die Einführung einer Impfpflicht würde aber auch bedeuten, dass uns vernünftige Argumente fehlen, um die Menschen von der Notwendigkeit der Impfung zu überzeugen.“
http://www.rhein-zeitung.de/startseite_artikel,-Kontra-Menschen-sollen-verstehen-nicht-verpflichtet-werden-_arid,1012368.html
Auch der Bundesverband der Amtsärzte spricht sich gegen einen Impfzwang aus: "Eine Impfpflicht wäre eher geeignet, kritische Kräfte und Impfgegner zu stärken und unentschiedene Eltern weiter zu verunsichern", so die Vorsitzende des Bundesverbandes der Ärztinnen und Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes (BVÖGD), Dr. med. Ute Teichert.
http://www.aerztezeitung.de/politik_gesellschaft/oegd/article/843129/masern-impfung-skeptische-amtsaerzte.html
Ebenso hält sich die Politik mit dem Thema „Impfpflicht“ ganz überwiegend zurück. Einzig der ehemalige Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr, vom Beruf her Bankkaufmann, also kein Mediziner, dem dieses Resort oftmals sichtbar Unbehagen bereitete, wagte sich etwas hervor. Wenig später entledigten sich die Bürger jedoch per Wahl von Bahrs gesamter Bundestagsfraktion, vermutlich noch aus ganz anderen Gründen.
http://www.faz.net/aktuell/politik/masern-bahr-will-impfpflicht-vermeiden-12288926.html
Was würde wohl passieren, wenn es tatsächlich einen solchen Vorstoß der Regierung geben würde? Würde sich vielleicht die Diskussion darüber derart ausweiten, dass die Impfbereitschaft in der Bevölkerung noch weiter abnehmen würde, wie es die zitierten Funktionäre oben hinter vorgehaltener Hand zugeben? Zumal dann sämtliche Argumente und Gegenargumente (unzureichende Effektivitäts- und Sicherheitsnachweise, Impfschäden und weitere Folgekomplikationen, grundsätzliche Fragen zum Sinn von Impfungen, Verbindung von Industrie/Politik/Medien/Gesundheitsbehörden, alternative Behandlungsmöglichkeiten, weitere prophylaktische Möglichkeiten) auf den Tisch kämen. Oder würde sich womöglich sogar herausstellen, dass viele Personen gar nicht „muffelig“ oder „impfmüde“, sondern tatsächlich impfskeptisch bis impfkritisch sind? Und dass weit mehr als die behaupteten 3-5% im deutschsprachigen Raum Impfungen grundsätzlich ablehnen?
Letztlich findet Dr. Wolfram Hartmann allerdings doch noch einen Verbündeten, nämlich die Deutsche Kinderhilfe e.V.. Auf ihrer Website fordert diese (neben vielen tatsächlich sinnvollen Dingen) „Die Einführung einer Impfpflicht als Ultima Ratio“. Allerdings wird auch unverblümt angegeben, wer der Sponsor der Kampagne ‚Prävention durch Impfung’ ist: Der Impfstoffhersteller Sanofi Pasteur MSD.
http://www.kindervertreter.de/de/projekte/gesundheitsvorsorge
Sollte möglicherweise auch Dr. Hartmann eine ähnliche Motivation für seine penetrant wiederholte Forderung nach einer Impfpflicht haben? … Aber nein: So etwas wollen wir hier gar nicht denken!
Foto: Screenshots aus der (Online-)Tagespresse
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